Saatgutgewinnung für Einsteiger

Von Samenkorn zu Samenkorn- ganz einfach!

Saatgutgewinnung kann jeder! Wir zeigen wie´s geht

Saatgutgewinnung bei Paradeisern

Unterm Strich nehme ich lediglich ein paar Samen aus meinem Tomatensalat und daraus wächst dann im nächsten Sommer jener Tomatensalat, aus dem ich wiederum Samen für den nächstjährigen Tomatensalat nehme, und daraus nehm ich dann Saatgut für...

Philipp erklärt das Prinzip der Paradeisersalatsouveränität
(gekürzte Version)

HINTERGRUND:
Warum ist das bei Paradeisern so einfach?

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  • Erstens fruchtet die Tomate bereits im ersten Jahr. Im Unterschied zu anderen Kulturen, wie Karotte oder Kraut, müssen wir uns also nicht mit den Herausforderungen der Überwinterung auseinandersetzen. Auch ein rechtzeitiges Ausreifen stellt bei Paradeisern in unseren Breiten kein Problem dar.

  • Zweitens ist der Paradeiser ein recht überzeugter Selbstbefruchter mit zwittrigen Blüten. Das bedeutet jede Pflanze, ja jede Blüte, besitzt sowohl weibliche wie männliche Fortpflanzungsorgane. Die Bestäubung erfolgt in den allermeisten Fällen innerhalb einer Blüte. Durch diese Selbstbefruchtung entsteht über Jahre von Natur aus eine sogenannte reinerbige Liniensorte. Sät man Saatgut einer solchen Paradeisersorte wieder aus, gleichen die Nachkommen der Elterpflanze, weshalb man auch von "samenfesten Sorten" spricht. Wenige Pflanzen oder sogar einzelne Früchte reichen für eine erfolgreiche Saatgutvermehrung aus.

  • Drittens bildet jede Frucht sehr viele Samen, die zudem in der Regel eine sehr gute Keimfähigkeit aufweisen.

  • Viertens unterscheidet sich der Anbau für die Saatgutvermehrung nicht von der Kultur für die Gemüsenutzung. Selbst der Erntezeitpunkt ist der gleiche.

  • Fünftens ist die Saatgutaufbereitung mit einfachsten Mitteln umzusetzen.

 
 
 

Und schon gehts los...

 
 
Pfundtomate

Erster Schritt: Selektion

Zu Beginn muss ich mich entscheiden von welcher Pflanze und von welcher Frucht ich Saatgut gewinne. Diesen Vorgang bezeichnet man als Selektion. Als Faustregel gilt dabei stets, dass ich nur jene Pflanzen auswähle die meine Erwartungen am besten erfüllen.

Wenn ich beispielsweise an meiner Lieblingssorte besonders die großen gerippten braunen Früchte schätze, wähle ich auch für die Saatgutvermehrung nur Pflanzen aus, die große gerippte braune Früchte tragen. Da bestimmte Krankheiten auch über den Samen übertragen werden können, sollte zudem darauf geachtet werden, tatsächlich nur gesunde Früchte von gesunden Pflanzen für die Saatgutvermehrung auszuwählen.

 
Wie viele Pflanzen soll ich beernten? -> hier weiterlesen

Um eine "samenfeste" Paradeisersorte für den Eigenbedarf selbst zu vermehren, reichen grundsätzlich wenige Pflanzen vollkommen aus. Im Fall der Tomate ist es sogar denkbar eine einzelne Pflanze für die Saatgutvermehrung zu nutzen. Jedoch kann man davon ausgehen, dass man in diesem Fall die Sorte nicht in ihrer gesamten genetischen Breite erhält, sondern eine eigene Unterlinie der Sorte kultiviert. Aus gärtnerischer Sicht wird uns das in den allermeisten Fällen völlig zufriedenstellen. Steht aber die Erhaltung der genetischen Vielfalt im Vordergrund, sollten mindestens 6-12 Pflanzen einer Sorte für die Saatgutvermehrung ausgewählt werden.

 

Zweiter Schritt: Samen herauslösen

Zuerst halbiert man die vollreifen Tomaten. Danach hält man die Fruchthälften über ein Behältnis (z.B. Marmeladenglas) und quetscht sie zusammen, sodass sich die Samen samt Fruchtfleischresten von selbst herauslösen. Gegebenfalls kann man noch mit dem Messer oder einem Löffel nachhelfen.

Bei kleinen Früchten und größeren Mengen kann man auch mit einem Standmixer arbeiten. Einfach etwas Wasser dazu geben und die Tomaten auf geringer Stufe zerschlagen. Die kleinen Samen bleiben dabei unverletzt.

 

Dritter Schritt: Vergärung

Die "Samenmaische" wird im Anschluss bei mindestens 20°C 1-3 Tage stehen gelassen, wodurch es zu einer Spontangärung kommt. Je wärmer es ist, desto schneller geht der Gärprozess von statten. Bei sehr geringen Samenmengen kann zur Streckung der Flüssigkeitsmenge etwas Wasser hinzugegeben werden. Ansonsten verzögert die Zugabe von Wasser jedoch nur die Vergärung.

 

Vierter Schritt: Reinigung

Durch den Vergärungsprozess lösen sich Fruchtfleischreste und die galertartige Hülle vom Samenkorn. Der Samen sinkt im Behältnis nach unten, während das Fruchtfleisch oben schwimmt. Nach der Vergärung wird das Gefäß mit Wasser aufgefüllt und nach ein paar Sekunden vorsichtig ausgeleert, sodass zwar die Samen am Boden zurückbleiben, aber die schwimmenden Fruchtfleischreste entfernt werden. Diesen Prozess kann man mehrmals wiederholen bis nur mehr das Saatgut sauber zurückbleibt. Zum Abschluss wird der Samen in ein Sieb geben und unter fließendem Wasser gespült.

 

Fünfter Schritt: Trocknen

Unmittelbar nach der Reinigung werden die Samen an einem luftigen und warmen Ort rückgetrocknet (optimal bei 25-30 °C). Dazu eine geeignete Unterlage wählen auf der die Samen nicht festkleben. Bewährt haben sich Vliesreste, Backpapier oder Kaffeefilter (optimal für kleine Mengen). Um eine rasches Abtrocknen sicherzustellen, sollte das Saatgut zu einer möglichst flachen Schicht ausgestrichen werden.

 

Sechster Schritt: Lagerung

Anschließend werden die trockenen Samen durch Reiben voneinander getrennt. Die optimale Lagerung erfolgt in einem luftdichten Glas, das an einem dunklen, trockenen und kühlen Ort aufgestellt wird. So bleiben Paradeisersamen mehrere Jahre keimfähig. Möchte man Saatgut noch länger lagern, kann man es auch luftdicht verschlossen (am besten in Aluverbundbeutel) ins Gefrierfach legen.

 
 
 

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