Meldungen 2022

KWS Protest 22/12/06 (2)

Gefährdung herkömmlicher Pflanzenzucht durch Saatgut-Patente: Beispiel KWS

6. Dezember 2022: Anlässlich der Jahreshauptversammlung des deutschen Saatgut-Konzerns KWS hat das Bündnis No Patents on Seeds! einen Bericht zu den Patentanträgen dieses Unternehmens veröffentlicht. Gemeinsam mit Partnerorganisationen, darunter auch ARCHE NOAH, wurde eine Protestaktion in Einbeck vor der KWS-Zentrale organisiert. In dem Bericht wird anhand zweier Fallbeispiele analysiert, wie durch Patentanträge auf bestimmte Pflanzenmerkmale (hier: Resistenz gegen Blattfleckenkrankheit bei Zuckerrüben, verbesserte Verdaulichkeit von Mais) das staatlich garantierte Züchter*innenprivileg untergraben wird. In den Patentanträgen werden gen-technische Methoden und Methoden konventioneller Zucht durcheinandergebracht, um den Anschein technischer Innovation (als Vorbedingung für die Patentierbarkeit) zu erwecken, obwohl die in Frage stehenden Merkmale unter anderem in wilden Sorten entdeckt worden sind und/oder durch konventionelle Methoden der Zucht erzielt wurden. Der nach dem Sortenschutz-Gesetz garantierte freie Zugang zu allen auf dem Markt befindlichen Sorten wird durch diese Patente ausgehebelt.

Mehr Hintergrundinformationen zur Protestaktion und den Bericht finden Sie hier.

Im Norddeutschen Rundfunk ist eine kurze Reportage dazu erschienen.

 
 
Hand plus Gerste

Mit vereinten Kräften gegen Patent-Monopole auf Braugerste und Bier:

17. November 2022: Vor kurzem hat das europäische Bündnis No Patents on Seeds! erneut Beschwerde gegen ein vom Europäischen Patentamt (EPA) erteiltes Patent auf Braugerste eingelegt. Starken Rückenwind bekommt das Bündnis dabei aus der heimischen Bier-Brauer*innen-Branche. Nikolaus Riegler, Sprecher der Unabhängigen Privatbrauereien Österreichs, verurteilt diese Patente scharf, vor allem in Sorge um die vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen, die durch solche de facto-Monopole in ernsthafte wirtschaftliche Bedrängnis geraten könnten.

Vor diesem Hintergrund sind die aktuellen Entwicklungen in Österreich sehr zu begrüßen. Die aktuelle Novelle des Patentgesetzes in Österreich könnte, wenn abgeschlossen, zu einem wichtigen Signal an das EPA werden, darin sind sich ARCHE NOAH und die Unabhängigen Privatbrauereien Österreichs einig. Mit der fortgesetzten Vergabe von Patenten auf Kulturpflanzen ist eine rote Linie überschritten. Diese Patente sind nicht nur aus wirtschaftsethischer Perspektive höchst bedenklich, sondern stellen ebenso eine Bedrohung für den Erhalt und die Entwicklung der Kulturpflanzenvielfalt dar.

Für weitere Informationen geht es hier zur aktuellen Presseaussendung. Mehr Hintergrundinformationen zu den Auswirkungen von Patenten im Bereich der Pflanzenzucht und der Landwirtschaft finden Sie hier (Homepage von No Patents on Seeds!).

 
 
Bohnen

Hoffnung für die Vielfalt: Der Entwurf zur Patentgesetz-Novelle enthält viele wichtige Elemente, um Patente auf Saatgut zu verhindern

24. Oktober 2022: Der bis 21. November 2022 zur Begutachtung stehende Entwurf zur Novelle des Patentgesetzes ist ein wichtiger Schritt in Richtung eines durchsetzungsfähigen Verbots von Patenten auf konventionell gezüchtete Pflanzen und Tiere. ARCHE NOAH begrüßt den Einsatz von Bundesministerin Leonore Gewessler, um die Änderungen in das Patentgesetz aufzunehmen. Österreich könnte mit einer erneuerten und nachgeschärften Patentgesetzgebung betreffend Patenten auf Pflanzen bzw. deren genetische Ressourcen eine Vorbildrolle in Europa übernehmen.

In dem Entwurf zur Novelle werden Schlupflöcher in der bisherigen Patentgesetzgebung geschlossen, die es Konzernen (wie u.a. Bayer, BASF, Carlsberg) erlauben, auch Patente auf Pflanzen anzumelden, die ausschließlich durch konventionelle Verfahren (d.h. ohne den Einsatz von Gentechnik) gezüchtet wurden. Dies stellt einen klaren Missbrauch des Patentgesetzes dar und muss gesetzlich unterbunden werden.

Zusammen mit dem europaweiten Bündnis No Patents on Seeds! setzt sich ARCHE NOAH für einen sofortigen Stopp der Patenterteilung auf Saatgut ein. Den Link zur aktuellen Petition finden Sie hier. Nähere Informationen zur aktuellen Lage finden Sie in unserer Presseaussendung

 
 
Roggen Familie Müllner

Neuer Bericht zu Patenten auf Saatgut

20. Oktober 2022: In einem neuen, in Zusammenarbeit vieler Partnerorganisationen entstandenen Bericht wird erneut eindringlich auf die Gefahren aufmerksam gemacht, die Patente auf Saatgut und Pflanzen für die Unabhängigkeit von Pflanzenzüchter:innen, Saatgutproduzent:innen und Landwirt:innen bedeuten. Große Biotech-Unternehmen wie Corteva und Bayer/ Monsanto streben danach, ihre weltweite Monopol-Stellung systematisch durch Patente weiter abzusichern und auszuweiten. Sie setzen sich auch für eine Aufhebung der bestehenden Gentechnik-Regulierung (Risikobewertung, Kennzeichnung und Sicherheitsvorkehrungen sind Pflicht) für die neuen Methoden der Gentechnik ein. 

Gerade in einer Zeit, in der angesichts der Klimakrise eine möglichst große Vielfalt in der Entwicklung neuer klimafitter Sorten gefragt ist, stellen die Monopol-Bestrebungen von Konzernen und die von diesen angestrebte De-Regulierung der EU-Gesetzgebung in Bezug auf die neue Gentechnik einen Verstoß gegen das Vorsorgeprinzip und eine Bedrohung für die öffentliche Ernährungssicherheit dar.

Mehr Informationen finden Sie im Bericht (auf Englisch) selbst, oder hier (kurzer Überblick auf Deutsch).

 
 
Protestaktion München 22/06/29

Protestaktion vor dem EPA in München

29. Juni 2022: Die Veröffentlichung und Übergabe des neuen Berichts des internationalen Bündnisses No Patents on Seeds! wurde mit einer von ARCHE NOAH unterstützten Protestaktion vor dem Europäischen Patentamt in München verbunden. In dem Bericht wird ein Überblick über die rechtliche Situation gegeben und wie Konzerne gegenwärtig von bestehenden Gesetzeslücken im europäischen Patentrecht profitieren. Patente auf pflanzengenetische Ressourcen verursachen enorme rechtliche Unsicherheiten für herkömmliche Züchtungsbetriebe und stellen eine Bedrohung für die Entwicklung und Erhaltung von Vielfalt in der Pflanzenzucht dar. Jetzt ist der politische Wille gefragt, um ein klares Patentverbot auf natürlich vorkommende pflanzengenetische Ressourcen gesetzlich zu verankern.

Hier geht es zur Zusammenfassung des Berichts auf Deutsch.