Hintergrund: Die globale Nahrungsmittelproduktion hat sich in den letzten Jahrzehnten radikal verändert: Weltweite Wertschöpfungsketten, Industrialisierung, Liberalisierungen, die Privatisierung vormaliger Gemeingüter wie Land, Wasser und Saatgut – auch im globalen Süden – haben nicht nur landwirtschaftliche Produktionsmethoden, (inter-) nationale Gesetze und BäuerInnen-Rechte verändert (Stichwort Saatgut-Aufbewahrung und -Tausch), sondern auch zum Schrumpfen der globalen Saatgutdiversität beigetragen. Die sog. Grüne Revolution stellte einen Motor für die Verbreitung des Agrobusiness-Konzepts in weiten Teilen des globalen Südens dar. Damit verbunden war die weitläufige Einführung von Monokulturen, Pestiziden und Hybridsorten in landwirtschaftliche Systeme – unter dem Deckmantel des “Kampfes gegen den Welthunger”. Heute erscheint uns diese Erzählung oft im Sprachgebrauch großer Unternehmen, die sich für die Verbreitung und den Anbau “verbesserten Saatguts” und von Hybridsorten in sog. “Entwicklungsländern” einsetzen, um “den Welthunger zu besiegen”. Intellektuelle und “reale” Eigentumsrechte – manchmal als neue Form des Kolonialismus bezeichnet (“Biopiraterie”, Landraub) – und Klimawandel, Konflikte und Hunger: All die angesprochenen Stränge kreuzen sich, wenn wir uns mit Landwirtschaft und Saatgut aus einer globalen Perspektive heraus auseinandersetzen.
Von unterschiedlichen Standpunkten aus werden Antworten (aber auch Fragen) zu folgenden Fragestellungen geboten:
Worin bestehen die aktuellen Interessen, die äußeren Faktoren, aber auch Visionen in Bezug auf Saatgut und Landwirtschaft?
Wo treten globale Ungleichheiten offen zu Tage?
Wie reagieren Menschen in verschiedenen Teilen der Welt auf Fremdbestimmungen? Wie sehen ihre Forderungen, Kampagnen und Kämpfe aus?
Welche Erzählungen, Mythen und Visionen werden auf dem Weg zu einer “besseren Zukunft” – einer Welt ohne Hunger – geboten? – Von großen Unternehmen und Stiftungen, von Regierungen, Hilfswerken, aber auch zivilgesellschaftlichen Organisationen und den BäuerInnen selbst?
Anmerkung: Viele der Filme-MacherInnen kommen aus westlichen Kontexten, und manche wurden von großen Unternehmen finanziert. Die in den Filmen dargestellten Inhalte müssen nicht mit unseren Positionen übereinstimmen.
Clara Schmidl, im März 2015