Vielfalt & Gesundheit
„Es gibt eine einzige Spezies, die für die COVID-19-Pandemie verantwortlich ist – der Mensch. So wie die Klima- und Biodiversitätskrise sind die jüngsten Pandemien eine direkte Folge menschlicher Aktivitäten…“
So beginnt ein Artikel vier der weltweit führenden Biodiversitäts-ExpertInnen Josef Settele, Sandra Díaz, Eduardo Brondizio und Peter Daszak, die auch Teil des globalen Biodiversitätsrates (IPBES) sind.
Die vier ForscherInnen haben am globalen Biodiversitäts-Bericht 2019 mitgearbeitet und festgestellt: Von acht Millionen Tier- und Pflanzenarten weltweit ist eine Million vom Aussterben bedroht. Das Ausmaß des Sterbens war in der Geschichte der Menschheit noch nie so groß wie heute - und die Geschwindigkeit steigt weiter. Unsere Kulturpflanzen sind dabei vom Aussterben genauso betroffen wie Tiere und Wildpflanzen. Laut der UNO-Welternährungsorganisation FAO haben wir in den vergangenen 100 Jahren weltweit etwa 75 Prozent der landwirtschaftlichen Vielfalt verloren.
Genau diese Vielfalt ist eine Grundlage unseres Lebens.
„One Health“ – „Eine Gesundheit“
Der „One Health“-Ansatz betont, dass die Gesundheit von Menschen auf komplexe Art mit der Gesundheit der Natur und der Tiere verbunden ist. So ist eine hohe biologische Vielfalt unerlässlich für die Entwicklung neuer Medikamente.
Ebenso sind vielfältige genetische Ressourcen notwendig für die Ernährungssicherheit. Lokal angepasste Sorten sind widerstandsfähiger gegenüber Klimaveränderungen und Wetterschocks. Vielfalt auf dem Acker bedeutet auch eine Abkehr von Monokulturen. Auch diese haben Auswirkungen auf unsere Gesundheit, etwa über die Gesundheitsbelastung durch Pestizide. Vielfalt ist unsere Versicherung für die Herausforderungen von morgen und die Basis für unser Essen.
Vielfalt auf Äckern und in Gärten – Vielfalt auf dem Teller
Von der Vielfalt von Äckern und Gärten landet immer weniger auf unseren Tellern. Von den 7.000 essbaren Nutzpflanzen, die in der Geschichte angebaut wurden, liefern heute nur mehr 12 Pflanzen- und 5 Tierarten 75% der Welternährung. Diese Verknappung gefährdet die menschliche Gesundheit, wie der Biodiversitätsrat feststellt. Eine gesunde, vielfältige Ernährung ist Voraussetzung für ein starkes Immunsystem.
Funktionierende Ökosysteme sind die Basis für unsere Gesundheit
Die derzeitige COVID-19-Krise und die Verbreitung anderer Infektionskrankheiten wurden durch den Verlust von Lebensräumen und Artenvielfalt mitverursacht. Der Ausbau der intensiven Landwirtschaft ist einer der Hauptgründe, ebenso die Ausbeutung wildlebender Tierarten. Daher ist der Erhalt funktionierender Ökosysteme ein wesentlicher Bestandteil unserer Gesundheit.
Unser Auftrag: Jetzt Rahmenbedingungen für Vielfalt schaffen
Um unsere Gesundheit zu schützen und langfristig das Risiko künftiger Pandemien zu verringern, braucht es eine Strategie zur Rettung der biologischen Vielfalt! Die WissenschafterInnen im eingangs erwähnten Artikel zum Zusammenhang von Biodiversität und Gesundheit fordern deutlich:
„COVID-19-Konjunkturpakete müssen Leben retten, Lebensgrundlagen schützen und die Natur bewahren, um das Risiko künftiger Pandemien zu verringern“
Wir haben einen großen Teil der Lösung in der Tasche: Im Samenarchiv und in den Gärten liegt die Zukunft unserer Ernährung und damit unserer Gesundheit. Doch damit die seltenen Sorten und Arten an Obst, Gemüse und Feldfrüchten noch viel stärker hinaus in die Welt kommen, braucht es eine Veränderung der Rahmenbedingungen.
Das macht unsere Arbeit so wichtig wie noch nie: ARCHE NOAH beobachtet die Entwicklungen und bringt sich in die wichtigsten politischen Prozesse ein, sei es die Erstellung der europäischen und nationalen Biodiversitätsstrategie oder auch die europäische „Farm to Fork“-Strategie. Wir suchen das Gespräch mit den relevanten PolitikerInnen, informieren die Öffentlichkeit über Presseberichte und vernetzen uns mit anderen PionierInnen der Vielfalt. So arbeiten wir intensiv daran, dass die Stimmen für die Vielfalt immer lauter werden und gemeinsam Veränderung erreichen.