Hülsenfrüchte

Unsere Mission: Saatgut verfügbar machen

Bohnen haben - wie alle Hülsenfrüchte - für Gesundheit, Böden und Klima viele Vorteile. Leider werden sie in der menschlichen Ernährung viel zu wenig genutzt. ARCHE NOAH möchte mit einem mehrjährigen Arbeitsschwerpunkt nun Saatgut ausgewählter Sorten verstärkt für HausgärtnerInnen und LandwirtInnen verfügbar machen. Am Beginn steht die Sichtung der mehr als 600 Sorten im Samenarchiv und die schrittweise Vermehrung.

Die Bohnen machen den Anfang

Schote für Schote

September 2019: Jetzt ist Erntezeit. Alle Parzellen werden regelmäßig kontrolliert und die reifen Bohnen abgeerntet. Nach der Trocknung werden die Bohnen gereinigt und kommen zurück ins Samenarchiv.

 
 

Fisolenernte für Verkostungen erlaubt

August 2019: Die Bohnen wachsen bereits zu richtigen grünen Wänden heran. Wir dokumentieren die Fisolen (grüne Bohnen). Geerntet wird nicht, denn die Früchte sollen weiterwachsen und zu Trockenbohnen heranreifen.

 
 

Ein kalter, verregneter Mai

Anfang Juni 2019: Die Aussaat der Bohnen hat sich wegen der Regenfälle immer wieder verschoben. Anfang Juni konnten trotzdem schon eine erste Bonitur der Jungpflanzen stattfinden.

 
 

Versand an BohnenvermehrerInnen

März 2019: Fast 130 Sorten wurden ausgewählt, aus dem Samenarchiv ausgehoben und an ErhalterInnen und Partner-Betriebe verschickt. Viele Sorten werden auch im ARCHE NOAH Vermehrungsgarten in Langenlois wachsen.

 
 

Die Sortenauswahl für die heurige Vermehrung startet

14.2.2019: Mit dabei ist z.B. die Stangenbohne 'Kaiser Friedrich'. Diese historische Sorte aus dem deutschsprachigen Raum, die bis in die 1980er Jahre auch auf Grazer Bauernmärkten erhältlich war, hat ein blaues Korn und gelbe, später rot überlaufene Hülsen. Oder auch die 'Weinviertler Trockenbohnen', die im nordöstlichen  Weinviertel als Suppeneinlage und für Bohnensalat gebräuchlich waren. Sie wurden auf Feldstücken für den Eigenbedarf angebaut. Das Samenarchiv hat in den letzten 25 Jahren Material aus verschiedenen Quellen gesichert, das nun einem Versuchs- und Vermehrungsanbau unterzogen werden soll. Uns interessieren Unterschiede zwischen den Herkünften, in Bezug auf Korntyp, Ertrag, Reifezeit, klimatische Anpassung, Vermarktungsfähigkeit.

 
 

Herzliches Dankeschön an alle SpenderInnen

28.1.2019: Mit Ihrer Hilfe konnten wir schon mehr als die Hälfte des Projektes finanzieren. Der Start ist gesichert und wir haben bereits begonnen, die geeignetsten Sorten aus dem Samenarchiv in Schiltern auszuheben. Bitte unterstützen Sie uns auch weiterhin, damit wir die Vielfalt an Bohnen für die Zukunft retten können!

 
 

Das möchten wir erreichen

Hülsenfrüchtevielfalt zur Speisenutzung für die regionale Landwirtschaft in den nächsten drei Jahren verfügbar machen!

Warum jetzt?

Ernährung, Klima, Landwirtschaft…

Die Zeit drängt. Mehrere Faktoren sprechen für rasches Handeln:

  • Der Klimawandel ist deutlich spürbar: LandwirtInnen und HausgärtnerInnen fragen immer stärker hitze- und trockenheitstolerante Sorten nach.
  • Der stark lobbyierte Fleischkonsum und die Futtermittelproduktion verbrauchen immense Ressourcen. Speise-Leguminosen sind eine klimaschonende Alternative! Aber Sortenwissen und vor allem Ausgangssaatgut fehlen weitgehend.
 
 

Retten Sie 'Kaiser Friedrich'

Die Vielfalt ist da, die Vermehrung aber aufwändig

Im ARCHE NOAH Samenarchiv lagert ein wertvoller Schatz: Über 600 verschiedene Hülsenfrüchte. Darunter Stangenbohnen, Buschbohnen, Kichererbsen, Ackerbohnen, Mondbohnen, Linsen.... Doch mit einer Handvoll Saatgut können keine Felder bestellt und keine Produkte entwickelt werden. Wir müssen nach einer Auswahl geeigneter Sorten  die mehrjährige Vermehrung starten. Die Bohnen sollen dabei den Anfang machen.

 
 

Unterstützung aus der Forschung

Klima-Expertin Helga Kromp-Kolb:

"Wie wir uns ernähren ist ebenso wichtig für unsere Gesundheit wie für den Klimaschutz. Die eiweißhaltigen Hülsenfrüchte können zur Reduktion des Fleischkonsums beitragen, ganz im Sinne der Ernährungsempfehlungen der Ärzte. Dann sinken die ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen um 40 bis 70%, auch ohne Vegetarier zu werden. Dass Hülsenfrüchte sich aufgrund ihrer großen Vielfalt sehr gut an das sich ändernden Klima anpassen können, ist ein zusätzlicher Grund, sie anzubauen. Nicht zuletzt schmeckt regionales, saisonales und biologisch angebautes Gemüse einfach gut!"

 
 

Schritt für Schritt: Aufgaben 2019

Das Samenarchiv sichten

Es gilt aus den 600 Hülsenfrüchten im Samenarchiv die 40 geeignetsten Sorten auszuwählen und deren Eigenschaften wie Bodenansprüche, Krankheitsresistenzen, Geschmack etc. zu vergleichen.

 
 

Saatgut in treue Hände

Die ARCHE NOAH Samenarchiv-GärtnerInnen erhalten eine Portion Bohnen-Saatgut. Sie vermehren dieses in der Gartensaison 2019.

 
 

Ab in den Garten

Nun gilt es die Samenarchiv-GärtnerInnen gut zu begleiten: Aussaat, Pflege, Pflanzenstärkung brauchen Anleitung. Auch die vergleichbare Evaluierung der Sorten ist wichtig.

 
 

Unser Ziel

Rund 1 kg Bohnensaatgut der 40 ausgewählten Sorten soll im Spätsommer 2019 für weitere Vermehrungsschritte zur Verfügung stehen.

 
 

Bohnen-Vielfalt sichern

Ihre Spende zählt!

 

Internationales Jahr der Hülsenfrüchte

Das Jahr 2016 wurde von der Welternährungs-Organisation der Vereinten Nationen (FAO) unter dem Motto "Saatgut zum Essen für eine nachhaltige Zukunft" (Nutritious seeds for a sustainable future) als 'Internationales Jahr der Hülsenfrüchte' gefeiert.

Schritt für Schritt: Aufgaben 2020

Fortsetzung erwünscht

Um Hülsenfrüchte-Vielfalt in die regionale Landwirtschaft und damit auf unsere Märkte und in die Kochtöpfe zu bringen braucht es noch zahlreiche Schritte:

  • Die weitere Vermehrung der bewährtesten Sorten, um einen feldweisen Anbau zu ermöglichen.
  • Wissen über verfügbare Arten und Sorten und über deren Anbauweise erarbeiten, gemeinsam mit innovativen LandwirtInnen neue Lösungen finden und verbreiten.
  • Hülsenfrüchte den KonsumentInnen wieder schmackhaft machen.
  • Regionale Hülsenfrüchte-Produkte in den Regionen verankern, als Gegenpol zu industriell hergestellten Importwaren.
  • Weitergabe von Wissen in Schulen, Gemeinden und an die Gastronomie.
  • Sicherung der politischen Rahmenbedingungen (Förderungen etc.).

Zu diesen Themen wollen wir aktive Netzwerk-Arbeit betreiben und Veranstaltungen anbieten, um die Wertschöpfungskette Saatgutgewinnung – Landwirte – Verarbeitung – Handel – Konsumenten zu stärken bzw. gegebenenfalls neu zu schaffen.

 
 

Sichtbar machen

Vielfalt auftafeln “Hülsenfrüchte”

Für 2020 laden wir hunderte HausgärtnerInnen ein, ihre eigenen Bohnen und Sorten aus dem Samenarchiv zu vermehren. Bei einem  Fest zur Erntezeit soll die Vielfalt der Bohnen an einen gemeinsamen Tisch. Aufgetafelt heißt es dann für die bunten Samenkörner!

 
 

Hülsenfrüchte schonen Ressourcen

Wasserverbrauch in der Produktion: Für 1 kg Linsen sind 1250 l, für 1 kg Rindfleisch 13000 l Wasser notwendig.

Meistgestellte Fragen rund um Hülsenfrüchte

Was sind Hülsenfrüchte?

Definition aus UN RESOLUTION 68/231: Hülsenfrüchte sind einjährige Leguminosen, deren Hülsen jeweils zwischen 1 und 12 Körner oder Samen unterschiedlicher Größe, Form und Farbe hervorbringen, die sowohl als Nahrungs- als auch als Futtermittel verwendet werden. Die Bezeichnung „Hülsenfrüchte“ ist auf Kulturpflanzen beschränkt, die ausschließlich zur Gewinnung von Trockenkörnern geerntet werden. Das schließt jene Kulturpflanzen aus, die für Nahrungszwecke grün geerntet, sowie diejenigen, die in erster Linie zur Ölgewinnung und die ausschließlich zur Aussaat verwendet werden.

Welche Pflanzen gehören zu den Hülsenfrüchten?

Deutscher Name

Gattung

Art

Gartenbohne (Stange- und Buschbohne)

Phaseolus

 

vulgaris ssp. vulgaris var. vulgaris und var. nanus

Feuerbohne, Prunkbohne, Käferbohne

Phaseolus

 

coccineus

Helmbohne, Hyazinthenbohne

Dolichos

lablab

Mondbohne, Limabohne

Phaseolus

unatus

Puffbohne, Ackerbohne, Saubohne, Pferdebohne

Vicia

faba

Erbse

Pisum

sativum

Vignabohne (Augen- und Spaghettibohne)

Vigna

unguiculata

Mungbohne

Vigna

radiata

Sojabohne

Glycine

max

Kichererbse

Cicer

arietinum

Spargelerbse, Flügelerbse

Tetragonolobus

purpureus

Linse

Lens

culinaris

Lupinen (div. Arten)

Lupinus

albus / angustifolius / mutabilis  

Platterbse

Lathyrus

sativus

Hat man früher mehr Bohnen gegessen?

Ja! Seit Anbeginn der Landwirtschaft sind Hülsenfrüchte Nahrungsgrundlage des Menschen, sie wurden und werden in allen Erdteilen genutzt. Die Ackerbohne im prähistorischen Hallstatt sättigte die Knappen in Salzbergwerken. In Südamerika waren Bohnen bereits 4000 v. Chr. fixer Bestandteil in der Landwirtschaft. Viele traditionelle Gerichte zeigen heute noch die Bedeutung von Hülsenfrüchten: Daal, Baked beans, Falafel, Chili...

Bohnen kamen "aus der Mode". Warum?

Hülsenfrüchte sind nicht gerade populär. Ihre langen Einweich- und Kochzeiten schrecken viele Menschen ab. Auch der Ruf des "Arme-Leute-Essens" haftet nach wie vor an Bohnen und ihren Verwandten. Ebenso wird ihnen nachgesagt, dass Bohnen schwer verdaulich sind und Blähungen verursachen. Dabei kommt es nur auf die richtige Zubereitung an.

Was ist wichtig bei der Zubereitung von Bohnengerichten?
  • Bohnen immer vor dem Kochen (am besten über Nacht) einweichen und das Einweichwasser wegschütten.
  • Bohnen nie mit Salz oder Säure (Essig, Tomaten) kochen. Das verhindert das Garwerden und macht die Bohnen unverdaulich. Salz oder säurehaltiges Gemüse erst nach dem Garwerden zugeben.
  • Bohnenkraut (Satureja hortensis und Satureja montana) mitkochen und die in ihnen enthaltenen ätherischen Öle und deren verdauungsstärkende Wirkung nutzen.
Wie helfen uns Bohnen mit dem Klimawandel umzugehen?

Hülsenfrüchte verfügen über eine hohe Biodiversität in den Sorten und eine dadruch eine hohe genetische Variabilität. Die weltweit genutzten Lokal-Sorten und auch die hunderten Sorten im ARCHE NOAH Samenarchiv bergen das Potenzial, sich mit Hilfe von Sichtung und Selektion auch an große Herausforderungen wir Dürre, Hitze und damit einhergehend an schlecht versorgte Böden anzupassen.

Zu den Besonderheiten von Hülsenfrüchten gehört es, dass ihre Wurzelknöllchen eine Symbiose mit Bakterien (Rhizobium-Species) eingehen. Diese können Stickstoff aus der Luft binden, die dann den Hülsenfrüchten und den nachfolgenden Kulturen als Pflanzennährstoff zur Verfügung stehen. Daraus entsteht vielfältiges Bodenleben und hohe Bodenfruchtbarkeit.

Hülsenfrüchte spielen in Mischkulturen und Fruchtfolge eine große Bedeutung (Stickstoff-Fixierung, Ertragssteigerung). Zu erwähnen ist außerdem, dass blühende Leguminosen eine ausgezeichnete Nahrungsgrundlage für Nektar sammelnde Insekten bieten.

Es gibt auch Tiefwurzler unter den Hülsenfrüchte, die Wasser gut im Boden halten. Außerdem werden die Leguminosen als Bodendecker und für die Bekämpfung von Bodenerosion geschätzt.

Können Hülsenfrüchte den Klimawandel bremsen?

Sie können ihren Betreig dazu leisten! Dazu müssen wir Menschen allerdings unsere Ernährungsgewohnheiten ändern und statt klimaschädlichem Fleischkonsum vermehrt Bohnen, Erbsen, Kichererbsen als Eiweißquelle nutzen. Damit fallen Anbau von Tierfutter, Tierhaltung, Transporte, Lagerung etc. weg, wertvolle Ressourcen wir Wasser und Energie werden geschont. Wer aus einem Kilogramm frischem Gemüse einen vegetarischen Eintopf kocht, belastet die Atmosphäre nur mit etwa 150 Gramm Klimagasen. Das ist ungefähr ein Prozent der Klimabilanz von Fleisch.

Warum sind Hülsenfrüchte für die menschliche Ernährung wichtig?

Sie sind aus Ernährungssicht ein Power-Paket: Hülsenfrüchte sind doppelt so proteinreich wie Weizen und enthalten sogar drei Mal mehr Eiweiß als Reis. Darüber hinaus Magnesium, Eisen, Zink, Calcium, Kohlenhydrate. Das alles bei einem geringen Kaloriengehalt (260-360 kcal/100g getrocknete Hülsenfrüchte). Und: Hülsenfrüchte sind glutenfrei.

Bohnen, Erbsen etc. liefern wertvolles Eiweiß für VegetarierInnen und VeganerInnnen und sie leisten bei Verzehr mit Vitamin C hältigen Lebensmitteln einen wertvollen Beitrag zum Eisenhaushalt. Hülsenfrüchte können dabei helfen, das für Herz und Gefäße schädliche Cholesterin im Blut zu senken. Sie können Übergewicht, Diabetes, Herzerkrankungen und Krebs vorbeugen.

In Bezug auf die Ernährungssicherheit der wachsenden Weltbevölkerung liefern Hülsenfrchte einen wertvollen Betirag: Für viele Menschen weltweit sind Fleisch, Fisch und Milchprodukte als Proteinquelle kaum leistbar. Leguminosen sichern durch ihre lange Haltbarkeit die Versorgung mit Lebensmittel auch außerhalb der Erntezeiten.

Bohnen-Vielfalt sichern

Ihre Spende zählt!

 
 
 

Kontakt

Mag.a Michaela Arndorfer
Bereichsleitung Sammlungen & Samenarchiv
T: +43 (0)2734 8626-216
michaela.arndorfer@arche-noah.at